Mehr als 50 IKA-Fachpersonen nahmen an der diesjährigen Kadervernetzung in Luzern teil – so viele wie nie zuvor. Zum Motto „Digitalisierung“ referierten Flurin Capaul und Karl Wimmer, SIZ und ECDL stellten ihre Prüfungssysteme vor.

Eine gewagte Behauptung – aber würde sie nicht stimmen, hätten die IKA-Lehrpersonen das Tinder-Logo erkannt. Zugeben, dieser Einstieg ist frech, aber Flurin Capaul von BOONEA überzeugt mit Witz und Charme, dass in der realen wie in der virtuellen Welt gute Beziehung alles ist. Im Gegensatz zu früher, wird heute mit einem Wisch entschieden, ob man in eine Beziehung einsteigen will: Das Foto gefällt, die eingegebenen Werte ergeben einen Match – und mit einem Fingertipp aufs grüne Herz startet oder rotes Kreuz endet eine Tinder-Beziehung. Alles anders, als früher bei den Chiffre-Inseraten, wo man anhand des fünfzeiligen Textes nicht mal erahnen konnte, auf wen man sich einlässt, dazu noch ohne Foto, keinen Namen dafür wochenlanges Warten auf Antwort.

Das geht heute so nicht mehr. Trotzdem, ob off- oder online, die Regeln für eine erfolgreiche Beziehung bleiben dieselben: Man muss sie pflegen. Dazu sollte man wissen, welche vielversprechenden Kontakte man eigentlich bereits in der Datenbank hat – aber leider vergessen gingen. Dafür kann man Beziehungen endgültig löschen, die eh nicht aktiv sind. Verheerend für ein Geschäft – egal ob in der Wirtschaft oder im Schulkosmos – sind aber all die meist persönlichen und daher starken und wertvollen Beziehungen, die der Abteilungsleiter, die Fachgruppenleiterin oder der Rektor bereits aufwändig pflegen, aber der Schule als Gesamtorganisation nicht bekannt sind. Für Schulprojekte rund um Organisation, Entwicklung und Zusammenarbeit bleiben so wertvolle Ressourcen im Untergrund.

Soviel zu Beziehungen und Daten. Bleiben noch die Plattformen.

Wer sich einen Namen machen will, der muss sich auf den Markt werfen. Eigenmarketing hiess das früher. Heute heisst das Zauberwort Profil – in professionellen Plattformen wie LinkedIn oder Xing. Hier werden Fachleute mit denselben Interessen vernetzt. Man empfiehlt sich, indem man seine Ausbildung detailliert auflistet, die Berufserfahrungen beschreibt, seine Projekte mit Kurzpräsentationen untermalt oder mit eigenen Artikeln – anstelle eines Blogs – im Gespräch bleibt. Man erfasst seine Kenntnisse und Fähigkeiten, die von anderen bestätigt werden. Und ehrenamtliche Tätigkeiten zeigen, über welche weiteren, überfachlichen Kompetenzen man verfügt.

Für IKA-Lehrpersonen bedeutet dies beispielsweise, dass Bewerbungen nicht mehr als Papierdossier erstellt werden, sondern die Schüler ein perfektes Profil in LinkedIn erfassen und so spätestens im letzten Ausbildungsquartal auf den freien Berufsmarkt erkannt werden. Es bedeutet aber auch, dass man als Lehrperson – unabhängig von Fach und Schule – ein Profil anfertigt und pflegt, sich vernetzt und austauscht, um für seine persönliche Unterrichtsentwicklung gleichermassen wie für die Schulentwicklung à jour zu bleiben.

Digitalisierung in der Berufsbildung

Alle reden von Digitalisierung – man mag es bald nicht mehr hören – und meint damit eigentlich die digitale Transformation. Nämlich die Digitalisierung von Unterlagen, die Vernetzung von Ressourcen und die Mobilität des Lernens und Arbeitens. Karl Wimmer von educa.ch fasst dies eindrücklich zusammen: „Graue Schulhäuser und gedruckte Unterlagen – das wird sich ändern. Das muss sich ändern!“ Er plädiert nicht für mehr ICT-Schulung, sondern für eine Didaktik des Lernens, in der mehr zusammengearbeitet und vernetzt wird, in der Innovationen stattfinden können. Also keine Angst vor Geräten (Computer, Smartphone, Tablets) und Apps, denn sie unterstützen die Prozesse einer (Schul)Organisation, stehen für Systementwicklung und Kultur – und das Dank der zahlreichen Daten und einer sinnvollen, effizienten Nutzung. Bleibt die Frage, was denn nun wie unterrichtet werden soll, wenn der Lehrplan 21 von 120 Kompetenzen spricht? Zusammengefasst gehe es um zukunftssichere Kompetenzen wie Kreativität, soziale Intelligenz, ICT und Technik, Flexibilität und Grundkompetenzen – so verdichtet Wimmer die Studien von BFS und Deloitte. Hoffen wir, dass Lehrpersonen und Schule, Räume und Rahmenbedingungen diesen Anforderungen (bald) gerecht werden.

Gemeinsam mit anderen eine Antwort finden …

… wie man einen Schritt weiterkommen könnte – da ist das Wissen von allen genauso notwendig wie fortschrittliche Lösungen über die Schule hinaus. Diesen Appell hat sich der Verband Lehrende IKA mit der Kadervernetzung vom 18. November 2017 in Luzern auf die Fahne geschrieben. Und es scheint geglückt zu sein, denn an diesem Samstag trafen sich wie üblich Mitstreiter aus dem Lehrmittelverlag. Neu jedoch lernten sich nach über 15 Jahren erstmals die Geschäftsleiter von ECDL und SIZ persönlich kennen. Übrigens: an der Tagung nahmen über 50 IKA-Gruppenleiter von den Berufsschulen teil und auch Gäste aus Privatschule und der Sehbehindertenhilfe waren dabei. Ihre Anwesenheit und die regen Gespräche bestätigen, dass ein unkonventioneller, freundschaftlicher Austausch nicht nur möglich, sondern selbstverständlich ist.


Anita Schuler, BZZ Horgen

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